Das Kind in den Mittelpunkt stellen!

Christian Schreger aus Wien ist einer der aktiven Freinet-Pädagogen. Einer der die Freinet-Pädagogik weiterentwickelt. Das ist eine ambitionierte Aussage, allerdings auch ein Gütesiegel. Herbert Hagstedt hat dieses erstmals an Walter Hövel von der Grundschule Harmonie in der Festschrift zu dessen 60stem Geburtstag vergeben. Gütesiegel: denn der freinet-pädagogische Unterricht dort ist organisch mit der heutigen Zeit verwachsen. Nicht die Kinder müssen freinet-pädagogisch arbeiten, sondern die Schule und die LehrerInnen arbeiten freinet-pädagogisch, um den Kindern ein selbstbestimmtes Lernen zu ermöglichen. Kein schiefer Kompromiss, den fast jeder Versuch mit sich bringt, die emanzipatorische Freinet-Pädagogik in der rezeptiven Schule von heute zu verwirklichen. Und dieses selbstbestimmte Lernen entspricht auf diese Weise dem, wie es der Reformpädagoge Célestin Freinet schon damals forderte und was Falko Peschel heute im Offenen Unterricht vorstellt: Das Kind und sein Lernen radikal in den Mittelpunkt zu stellen. An der Grundschule Harmonie war Falko Peschel als Konrektor tätig und ist heute Direktor der Bildungsschule Harzberg. Und dort stand und steht das Kind wirklich im Mittelpunkt.

Die Aussage: „Ich lerne, was ich will!“ ist der Filmtitel der Video-Dokumentation von Georg Lolos über den Unterricht von Falko Peschel an der Grundschule Harmonie. „Wir vertrauen ganz darauf, dass Kinder lernen wollen!“ So sagt es Walter Hövel. Weder Falko Peschel, noch die LehrerInnen der Grundschule Harmonie noch Christian Schreger greifen auf Schulbücher zurück. Sie lassen die Kinder lieber mit den Texten arbeiten, die diese selbst schreiben. Da sind sie sich ganz einig mit Célestin Freinet und vor allem mit den Kindern. Die finden das super, dass ihre eigenen Texte Grundlage des Unterrichts sind; dass ihr ‚cahier de vie‘ (Heft des Lebens) – damals bei Freinet gedruckt – und heute auf der Internetseite der Ortnergasse in Wien weltweit gelesen werden kann und wird.

Auch wenn seine Arbeit von den Schuloberen nicht so gerne gesehen wurde, Christian Schreger hat mehrere respektable Preise erhalten, z.B. den AKK-Förderpreis 2006 + 2008, den ‚österreichischen Multimedia Staatspreis 2007‘, den ‚Europrix 2008‘ und den ‚LörnieAward 2009‘ für sein ‚Welt ABC‘. Für sein Projekt ‚Kleine Bücher‘ bekam er den ‚AKK-Förderpreis 2007‘ und ‚2009‘.

Seine Projekte – zumindest 14 davon – können auf der Webseite der M2 der OrtnergasseM2-Ortnergasse im Internet nachgelesen werden:
Es sind keine Projekte, die er – einmal entwickelt – immer wieder abspult. Alle sind vom Interesse der Kinder selbst getragen – oder sie finden nicht statt.

Einen spannenden Artikel über die Entwicklung seiner Projekte gibt es bei medienimpulse.at und um alles rund zu machen kann man sich auch noch ein Interview des Radios: lobundtadel.eu als Podcast mit Christian Schreger über seine Projekte anhören (1:18:23):

Schuldruck heute?!

mritterIn der Kolumne für den Schuldruck ist ein neuer Beitrag erschienen: Schuldruck heute. Anlass war die Einrichtung einer Schuldruckerei an der Universität Bielefeld durch Juniorprofessor Dr. Michael Ritter. Im letzten Semester gab es mehrere Veranstaltungen, in denen Studierende mit andere Studierende und auch mit Kindern druckten.

Auch der Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung von März 2012, in dem über Cristina Müllers c. mueller Masterarbeit: „Auf den Spuren Célestin Freinets – Eine Untersuchung über den Einsatz der Schuldruckerei in der Grundschule von heute“ berichtet wird, zeigt gegen den allgemeinen Trend, die Schuldruckerei als unzeitgemäß zurückzudrängen, wie begeistert das Drucken von Kindern angenommen wird.

Ein Geheimnis dabei scheint die Vorgabe kurzer Texte zu sein. Lange Texte schrecken die Kinder ab – die Setzerei ist ihnen wohl zu mühsam. Lange Texte schrecken aber auch LeserInnen ab. Wer kämpft sich schon gerne durch eine Textwüste.

schreger100x144 Christian Schreger aus Wien hat in seinem Projekt „Kleine Bücher“ erstmals gute Erfahrungen mit diesem Ansatz gemacht. Er hat auch eine kleine Beschreibung des Druckens in 10 Schritten ins Netz auf den Seiten seiner Schule in der Ortnergasse gestellt.

 in der Ortnergasse in Wien in der M2

in der Ortnergasse in Wien in der M2

Playlist zur Freinet-Pädagogik DE und NL im Netz!

Auf den Seiten von freinet.paed.com steht jetzt eine – noch kleine – Playlist von Videoclips auf youtube zur Freinet-Pädagogik in deutscher und niederländischer Sprache zur Verfügung.

Hier geht es zur Playlist DE und der Playlist NL

Die Playliste kann abonniert werden, d.h. man wird immer automatisch benachrichtigt, wenn ein neues Video hinzugefügt wird.

Die Grundschule Harmonie in Eitorf mit Walter Hövel als Schulleiter hat eine eigene Playlist mit derzeit 35 Clips:

Playlist der Grundschule Harmonie

Wer einen Videoclip bei youtube kennt, der noch nicht hier in der Playlist steht, wird gebeten eine Mail mit der URL des Clips zu senden. Danke!

Es können natürlich auch Playlists in anderen Sprachen zusammengestellt und über freinet.paed.com veröffentlicht werden. Bitte setzen Sie sich per Mail mit mir in Verbindung: E-Mail

Gute Gründe für das Sitzenbleiben???

Versuch einer Einordnung.

„Es gibt noch keine Methode, Sitzenbleiben überflüssig zu machen“ – fett eingerückt in der Mitte des RP-Artikels wirkt diese Aussage wie eine Lesehilfe. Es ist keine Berichterstattung, sondern ein populistischer Kommentar. Wer im Internet nach Leserbriefen zu solchen Artikeln sucht und diese auch liest, fragt sich unweigerlich: „War da nicht was? Inklusion – oder so was?“ Doch das Wort Inklusion kommt auch gar nicht vor. Die Reaktion wittert Morgenluft – das Imperium der Leistungsgesellschaft schlägt zurück.

Frank Vollmer hat sich Mühe gegeben. Es fehlt (fast) nichts. Die prominenten Namen derer, die trotz einer „Ehrenrunde“ weit gekommen sind: Wulff, Bulmahn, Steinbrück (wegen Mathe – und wurde doch Finanzminister – mit Ausrufezeichen in Klammer), Scholl (Fußballprofi), Kerner (TV-Star).

Ganz klar: Dieses Ziel – Abschaffen des Sitzenbleibens – kann selbstverständlich ’nur langfristig erreicht‘ werden.

Die Liste der Spötter und Gegner ist lang: Josef Kraus (Lehrerverbandspräsident: ‚Abitur-Vollkasko-Garantie‘), Jürgen Böhm (Chef der Vertretung der Realschullehrer: ‚leistungsfeindliche Einstellung‘), Ludwig Spaenle (Bayrischer Kultusminister: ‚pädagogischer Populismus‘), Dieter Neumann (Bildungsforscher der Uni Lüneburg: ‚Es gibt kein belastbares empirisches Ergebnis, dass längeres gemeinsames Lernen heterogener Gruppen zu besseren Ergebnissen führt‘). Bemüht wird auch das Max-Plank-Institut. Es stellt fest: ‚Bessere Noten bei Wiederholern‘.

Dieter Neumann wird in Anspruch genommen: Ohne Sitzenbleiben drohe zudem ein Verfall des Anforderungsnivaus vor allem am Gymnasium. Auch werde die stigmatisierende Wirkung des Verbleibs in der Klasse unterschätzt – Kinder seien nicht so sozial, wie immer unterstellt werde.

Statistisch wird in einem Kasten informiert: Im (Bundes-)Schnitt blieben 22010/11 2 % (= 163.400) SchülerInnen sitzen. Mehr Jungen als Mädchen. Die meisten an der Realschule (4,3 %) und in Bayern (3 %). In NRW sei die Quote der Sitzenbleiber von 2002 (3,1 %) bis 2011 auf 2,1 % gesunken.

Auch das bundesweite Feindbild ist schnell konstruiert: Rot-Grün: Niedersachsen, NRW, Hamburg – eine handvoll Bundesländer. Vergessen wurde Berlin (ganz abgeschafft), Rheinland-Pfalz (in der Grundschule abgeschafft), Thüringen (nur alle 2 Jahre), Bremen (alle werden von der 1. Bis zur 8. Klasse versetzt) und das Saarland (hier gibt es an Gesamtschulen keine Sitzenbleiber).

Bild meldet in diesem Zusammenhang zwei Tage später, dass sich die Zahl der Sitzenbleiber in den letzten 10 Jahren halbiert hat.

Dem Philologenverband wird von Frank Vollmer bescheinigt, dass er solch ‚linker Anwandlungen‘ zwar unverdächtig sei. Der Verband habe zwar angeregt, die Zahl der Klassenarbeiten mit Blick auf die Belastung der LehrerInnen zu reduzieren. Ob er sich aber nun konkret für oder gegen das Sitzenbleiben ausspricht, bleibt unklar.

Auch das Kostenargument fehlt nicht: Bertelsmann habe nachgerechnet: 2009 mussten für Sitzenbleiber 931.000.000,- (neunhunderteinunddreißig Mio) Euro aufgewandt werden.

Das sind pro Sitzenbleiber knapp 5.700,- Euro. – Stimmt nicht ganz, weil die Zahl der Sitzenbleiber von 2010/11 von mir hier mit den Kosten von 2009 verrechnet wurden. NRW hat also 2009 ca. 360 Mio. für seine Sitzenbleiber ausgegeben. Hätte man dieses Geld direkt für die Sitzenbleiber ausgegeben, so hätten für jeden pro Monat mehr als 450,- Euro an Fördermitteln bereitgestanden. Die Zahl der gefährdeten Schüler ist natürlich größer. Aber: Ein Gymnasium mit 1000 Schülern hätte bei ca. 20 Sitzenbleibern also ca. 9.000,- Euro pro Monat für zusätzliche Fördermaßnahmen frei, eine Realschule mit 400 Schülern könnte bei 4,3 % Sitzenbleibern mehr als 7.500,- Euro jeden Monat aufwenden.

Was doch fehlt:

Solche Rechnungen macht Frank Vollmer freilich nicht auf. Er fürchtet eher den Verfall der Leistungskultur an den Schulen. Wieso er allerdings so betont, dass ein wiederholtes Jahr in dieser Leistungskultur eine ‚Ehrenrunde‘ sei, erklärt er nicht.

Und: Wie hat man das Zurückgehen der Sitzenbleiber um die Hälfte in 10 Jahren zu interpretieren? Ist die Leistungskultur etwa schon ausgehöhlt? Ist sie auch um 50 % zurückgegangen? Oder hätte man die Zahl der Sitzenbleiber nicht statt dessen drastisch steigern müssen, um die Qualität des Deutschen Schulsystems zu optimieren?

Diese Artikel unterschlägt auch vollkommen, dass dem deutschen Bildungssystem bescheinigt wird: Es sei nicht so sehr die Leistung für den Schulerfolg verantwortlich, sondern vor allem die soziale Herkunft. Leistungsselektion sei in Wahrheit soziale Selektion – sie wird aber ausschließlich als Leistungsselektion verkauft. Eben weil dieser Zusammenhang gar nicht erwähnt wird – eine vorsätzliche journalistische Desinformation – braucht sich Frank Vollmer auch keine Gedanken darum zu machen. Schlimm ist eigentlich nur, dass durch diese fehlenden Informationen auch den LeserInnen solche Gedanken erspart werden.

Man fragt sich, in welcher Hinsicht sich bei Frank Vollmer die Leistungskultur bezahlt gemacht hat.

Recherche in überregionalen Tageszeitungen nach Freinet

Durch einen Artikel in der NWZ-Online zum Freinet-Kindergarten in Prinzhöfte angeregt, ergab eine Abfrage bei dieser Zeitung seit 2010 dreiundvierzig (43) zum Stichwort Freinet.

Wer nachlesen möchte, hier die Übersicht bei der NWZ:

NWZ-Online: Freinet

Nun hatte ich Geschmack an der Sache gefunden und habe einmal überregionale deutschsprachige Zeitungen im Internet durchforstet, immer zu dem Stichwort „Freinet“. Dann auch noch weitere Zeitungen. Hier die Ergebnisse:

Die deutschsprachigen Pressemeldungen finden sich zum Anklicken im Archiv

Deutschland:

Die Zeit: 14 Ergebnisse
Süddeutsche Zeitung: 0 Ergebnisse
FAZ: 0 Ergebnisse
FR: 0 Ergebnisse

Schweiz:

Neue Züricher Zeitung: 1 Ergebnis
Le Temps: >> Bitte in Recherches ‚Freinet‘ eingeben (ohne Hochkommata): 16 Ergebnisse
Tagesanzeiger: 0 Ergebnisse
Aargauer Zeitung: 0 Ergebnisse
Baseler Zeitung: 0 Ergebnisse
Berner Zeitung: 0 Ergebnisse
Der Bund: 0 Ergebnisse
Südostschweiz: 0 Ergebnisse

Österreich:

Der Standard: 1 Ergebnis
Die Presse: 3 Ergebnisse
Kurier: 0 Ergebnisse
Salzburger Nachrichten: 4 Ergebnisse
Wiener Zeitung: 2 Ergebnisse

Luxemburg:

Luxemburger Wort: 0 Ergebnisse
Tageblatt: 0 Ergebnisse
Lëtzebuerger Journal: 0 Ergebnisse

Nicht-deutschsprachige Länder / überregionale Tageszeitungen

Dänemark

Berlingske Tidende: 3 Ergebnisse
Politiken: 0 Ergebnisse
Morgenavisen: 0 Ergebnisse

Frankreich

Le Figaro: 25 Ergebnisse
Le Monde: 159 Ergebnisse
Libération: 1 Ergebnis
l’Humanité: 96 Ergebnisse

Großbritannien

Daily Telegraph: 0 Ergebnisse
The Times: 0 Ergebnisse
The Guardian: 0 Ergebnisse
The Independent: 0 Ergebnisse

Spezielle Suchmaschine zur Freinet-Pädagogik

Auf der Start-Seite von freinet.paed.com steht eine Suchmaschine bereit, die mehr als 230 Einzelseiten bzw. komplette Domains mit Bezug zur Freinet-Pädagogik durchsucht und anzeigt. Es werde Seiten aus dem deutschsprachigen Raum. AT, CH und DE durchsucht. Die Suchmaschine wird manuell von paed.com zusammengestellt und kann von Nutzern per E-Mai an paed.com ergänzt werden.

Suchmaschine zur Freinet-Pädagogik

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