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Der KommentarKommentar: Pressemeldung in der Rheinischen-Post 12.4.2014 In der perfekten Schule fühlen sich alle wohlExperten sagen, wie das funktionieren könnte.Wie sieht eine Schule aus, in die Kinder gerne gehen? In einem Punkt ist man sich schnell einig: "Wichtig ist es, dass sich die Schüler als Teil der Schule fühlen." Damit ist die Gemeinsamkeit mit den 'Experten' aber auch schon am Ende. Sie schlagen nämlich vor (so der WAZ-Artikel): "Es soll Angebote geben, die Schüler mitgestalten können. Oder etwa ein Hausaufgabenheft mit dem Logo der Schule. [...] Lehrer (sollen, JG) im Unterricht kurze Bewegungspausen einlegen: 'Da kann man sich dann strecken oder herumhüpfen.'" Man könne Lärmampeln einführen: "wenn das Schüler und Lehrer sehen, sind sie häufig automatisch leiser. [...] Wichtig (sei, JG) auch, dass alle freundlich miteinander umgehen. Dafür könnten Streitschlichter sorgen. Oder ein Kummerkasten, dem jeder seine Sorgen mitteilen kann." Der Beitrag ist vom 12. 4. - also kein Aprilscherz. Es ist ein Beitrag auf der Kinderseite der WAZ. Hinweise auf die Quelle dieser Meldung und den Autor fehlen. Das ist wohl auch gut so? Reibt man sich verwundert die Augen angesichts des Problemverständnisses der 'ExpertInnen' in Sachen Schule, steht man vollkommen sprachlos vor dem wie diese die Mitgestaltung der Schule durch die SchülerInnen sehen. Der Gipfel ist allerdings, das diese Meldung und damit die Vorstellungen vom Mitgestaltung - sprich Demokratie - auf der Kinderseite aufgetischt wird. Soll Kindern schon bei dieser Gelegenheit klargemacht werden, was unter Mitgestaltung in der Schule zu verstehen ist? Ist es tatsächlich ernst gemeint, im Unterricht Pausen zum herumhüpfen einzubauen. Welche ExpertInnen glauben daran, dass Lärmampeln SchülerInnen 'automatisch' leise werden lassen? Was ist das für eine Mitgestaltung, wenn man nur das mitgestalten darf, was von den Erwachsenen zur Mitgestaltung freigegeben ist? Ist das das berühmte Feigenblatt, dass verdeckt, dass sonst nichts mitbestimmt - vor allem nicht im Unterricht - werden darf? Was sollen Pausen zum herumhüpfen, wenn man zwischen diesen Pausen nach wie vor brav stillsitzen muss? Was ist, wenn man in der Hüpfpause gerade keine Lust hat zu hüpfen - muss man dann trotzdem? Welchen Wert haben Lärmampeln, wenn schon baulich aus Kostengründen nichts gegen den Lärm unternommen wird? Was ist, wenn die Lärmampeln nicht beachtet werden? Gibt es dann neue Anlässe für pädagogische Zurechtweisungen: Beachtet - wiederholt1 - Lärmampeln nicht! Oder: Hüpft - wiederholt1 - außerhalb der Hüpfzeiten! Oder: Versucht - wiederholt1 - Mitgestaltung auch auf den Unterricht auszudehnen! Sind das nicht furchtbare Experten? Müsste die Überschrift über solchen Empfehlungen nicht lauten: In der perfekten Schule haben sich alle wohlzufühlen! Nachtrag am 9.5.2014: Die Studie stammt von der LEUPHANA-Universität Lüneburg (Januar 2014) und ist ein Evaluationsbericht: 'Gemeinsam gesunde Schule entwickeln'. Initiator ist die DAK. Die Autoren sind: Prof. Dr. Peter Paulus, Prof. Dr. Lutz Schumacher, Prof. Dr. Bernhard Sieland, Elena Burrows, Silke Rupprecht, Katrin Schwarzenberg. Der Evaluationsbericht (Studie_Gesunde_Schule_Evaluationsbericht-1404374.pdf) kann beim Pressesprecher der Universität Henning Zühlsdorff bestellt werden. Die Pressemeldungen zu dem Artikel in der WAZ finden sich hier - leuphana.de und hier - uptodate.com. Der Bericht in der WAZ - Kinderseite - ist wohl eine etwas eigenwillige Interpretation der WAZ-Autoren. |