|
Die Freinet's
|
KurzbiographieSie können sich die Lebensgeschichte Freinets auch in Verbindung zur Zeitgeschichte und zur Geschichte der Pädagogik betrachten. Klicken Sie dazu hier! 1896 Freinet wird am 15. Oktober als fünftes von acht Kindern einer Bauernfamilie in einem kleinen Dorf in der Provence geboren. Seine eigene Schulzeit erlebt der aufgeweckte und freiheitsliebende Junge als Qual. Diese Erfahrungen prägen Anschauungen und Handeln des späteren Pädagogen ebenso wie seine enge Verbundenheit mit Natur, Land und Leuten. 1913 Eintritt in die école normale (Lehrerseminar) 1915 zum Kriegsdienst eingezogen, erleidet Freinet eine schwere Lungenverletzung. Seine Kriegserfahrungen machen ihn zeitlebens zum überzeugten Pazifisten. (Seine Lungenverletzung übrigens führte etliche seiner Biographen zur Vermutung, er habe seine "Pädagogik der Selbsttätigkeit" entwickelt, um einen langen Schultag überhaupt durchstehen zu können.) 1920 Trotz der Verletzungsfolgen schafft es Freinet, seine erste Lehrerstelle in der winzigen, armselig ausgestatteten Dorfschule von Bar-sur-Loup anzutreten. Hier entsteht nun Anfang der 20er Jahre die "Freinet-Pädagogik", als mehrere Kollegen sich zusammentun und versuchen, Unterricht gemeinsam zu verändern. 1923 kauft Freinet eine Druckpresse und läßt seine Schüler freie Texte ohne vorgegebenes Thema schreiben und drucken. Bald entstehen daraus Klassenzeitungen. Die Praxis des freien Textes und der Schuldruckerei ersetzen allmählich die herkömmlichen Schulbücher und helfen, "den Kindern das Wort (zu) geben". Die Druckerei wird zum Symbol der rasch wachsenden "Freinet-Bewegung", die untereinander durch ein Netz von Kooperation, Korrespondenz sowie Treffen und Tagungen verbunden ist. 1924 gründen Freinet und zahlreiche gleichgesinnte Kollegen eine "Kooperative", die pädagogische Zusammenarbeit organisiert und Arbeitsmittel und -materialien herausgibt ("Cooperative de l 'Enseignement Laic", C.E.L.), aus der allmählich die französische Lehrerbewegung der "École Moderne" ("Moderne Schule") hervorgeht. Ihr Ziel ist es, die alte Buch- und Paukschule von innen heraus umzugestalten - durch die Kooperation zwischen einer stetig wachsenden Zahl von Lehrerinnen und Lehrern. Ihre politischen Absichten unterscheiden diese Bewegung von anderen reformpädagogischen Strömungen: Als "Pädagogik des Volkes" erstrebt sie emanzipatorische Ziele und ergreift Partei für die Kinder der Unterpriviligierten. 1926 produziert Freinet seine erste eigene Schuldruckpresse und entwickelt in den Folgejahren noch einfachere, handlichere Modelle, um die Schuldruckerei massenhaft verbreiten zu können. Immer mehr französische Schulklassen treten in Korrespondenz und tauschen Texte, Klassenzeitungen und Arbeitsergebnisse aus. Im gleichen Jahr heiratet er Elise, Zeit seines Lebens seine engste Mitarbeiterin. Freinet arbeitet aktiv in der Gewerkschaft und wird Mitglied der Französischen Kommunistischen Partei (tritt aber Anfang der 50er Jahre wieder aus: Er und seine pädagogische Bewegung lassen sich nicht auf "Parteilinie" bringen). 1927 findet der erste Kongreß der "École Moderne" statt, der fortan jährlich stattfindet. Die "Kooperative" vertreibt Druckereien, Arbeitskarteien, "Nachschlagekisten" und Lesehefte - Arbeitsmittel, die nun endgültig die Schulbücher verdrängen und selbstorganisierte "Freie Arbeit" ermöglichen. 1928 wechseln Freinet und seine Frau nach St. Paul de Vence an eine Schule, an der beide unterrichten können. Die wachsende pädagogische Bewegung, die die Grundlagen der bestehenden Schule in Frage stellt, bringt heftige Konflikte mit der Schulbürokratie mit sich. 1932 berichten Schüler Freinets in einem freien Text über ein kirchliches Fest, bei dem auch der Pfarrer betrunken war. Daraufhin bricht ein offener Schulkampf aus, der sich bald zu einer brisanten schulpolitischen Auseinandersetzung auf nationaler Ebene entfaltet, die mit der Entlassung Freinets aus dem Schuldienst endet. 1935 eröffnen Célestin und Elise Freinet ein privates Landerziehungsheim in Vence, das bald zum Zentrum praktischer pädagogischer Forschung wird. Im Zentrum der Schule steht die praktische, sinnvolle, schöpferische und das Kind entfaltende Arbeit. Mit dem Sieg der französischen Volksfront erfährt die Freinet-Bewegung einen weiteren Aufschwung, bevor ihr durch die faschistischen Regierungen und den 2. Weltkrieg ein Ende gesetzt wird. 1940 wird Freinet in ein Internierungslager gebracht. Während dieser Zeit verfaßt er grundlegende pädagogische Arbeiten. Nach seiner Entlassung organisiert er an führender Stelle die regionale Widerstandsbewegung ("Résistance") mit. Gleich nach Kriegsende findet der erste Kongreß der Nachkriegszeit statt. 1946 erscheint sein Buch "L' École Moderne Francaise", in dem er seine pädagogischen Ideen zusammenfaßt. Er kann seine Privatschule wieder eröffnen. 1948 begründet Freinet das "Institut Coopérative de l' École Moderne" (ICEM), dessen Arbeitsschwerpunkt die Erprobung, Weiterentwicklung und der Vertrieb von Arbeitsmitteln ist und das regionale Lehrertreffen koordiniert. 1961 wird die "Féderation Internationale des Mouvements de l' École Moderne" (FIMEM) ins Leben gerufen, die zur Koordinierung der Freinetbewegungen in verschiedenen Ländern dienen soll. Aus der Kooperation weniger französischer Volksschullehrer ist eine internationale pädagogische Reformbewegung geworden. 1966 Am 8. Oktober stirbt Célestin Freinet in Vence. [zum Seitenanfang] Extern: |