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Besprechung: 100 Hefte FuV -

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Veröffentlicht am Dienstag 02 Juli 2002 13:12:20 von Juergen
fuv.jpgda kann man schon mal ‘ne Flasche mit einem edlen Tropfen öffnen.

Das Heft 100 beginnt mit einem Beitrag aus Heft 1. Was hat sich seither verändert? Schon damals war klar, daß Freinet immer neu erkundet werden muß. Ganz persönlich. Durch mitmachen, selbst ausprobieren.

Und so ist auch das Heft 100 entstanden. Ganz viele haben mitgemacht.

Bestandsaufnahmen, Blitzlichter von der eigenen Arbeit, Klagen über zurückgehende Teilnehmerzahlen. Berichte über Regionaltreffen, Analysen: „Welche Besonderheiten prägen das Treffen?...“, dazwischen nostalgische Rückblicke auf den Anfang, Standortbestimmungen: „Wo stehe ich selbst?“

Dann ganz unvermittelt ganz aktuelle Information über die Arbeit der „AG natürliche Mathematik“ und Betrachtungen über den Weg der Symposionskultur und Gedanken zu den Bundestreffen. Wichtige Gedanken. Immer wieder auch Ausblicke. Ganz individuell. Subtile Beschreibungen von Lernprozessen auf Freinet-Treffen. Auszüge aus Buchkapiteln im Entwurf - Unfertiges.

Belege dafür, daß Lernen keine straff organisierte Veranstaltung ist, daß Vorbereitung eben nicht heißt, jede freie Minute mit Vorträgen und anderen Aktivitäten zuzuplanen. Daß das augenscheinliche Chaos gar kein Chaos ist, sondern ein sorgsam geplanter und notwendiger Prozeß zu Beginn einer Freinet-Fortbildung, der hilft vom Alltagsfunktionieren her umzuschalten auf einen ganz persönlichen Lernprozeß. Einen ganz anderen Lernprozeß, in dem nicht einfach noch ein Päckchen dazugestellt wird, sondern mit anderen intensiv verbunden, (neu) einsortiert, organisch in das eigene Wissen und Können eingegliedert wird.

In Lerntagebüchern dokumentieren sich diese Lernprozesse, in Lerntagebüchern von SchülerInnen und von LehrerInnen. Dort kann man das nachlesen, was Carl R. Rogers in seinem Buch „Lernen in Freiheit“ beschrieben hat: Menschen übernehmen - zunächst scheu und zögerlich, dann aber immer deutlicher - Verantwortung für ihren persönlichen Lernprozeß. Bitten um Hilfe. Stellen fest, daß es ja geht, und daß sie dazu lernen können und daß sie besser werden. Daß sie sich dabei wohl fühlen.

Da fällt mir ein, in einem Buch über Schulen von vor-vor-vorgestern, in denen gab es in der Zeit von 9 - 12 Uhr und von 16 - 20 Uhr „selbständiges Lernen“ - Vorbereitungszeit auf eine wöchentliche Präsentation des selbständig Gelernten - im besten Sinne von Frei-Arbeit. Natürlich gab es auch Unterricht, aber nur 6 Stunden und in dieser (Unterrichts-)Zeit wurde präsentiert und auch noch gemeinsam gegessen. Na ja, sechs Stunden Unterricht, das gibt es heute noch, aber die sieben Stunden für selbständiges Lernen, die sind leider ganz unter den Tisch gefallen. Das heißt, die Denkschrift hat gefordert, wenigstens 30 % der Unterrichtsinhalte durch Schüler bestimmen zu lassen und auch in der großen Zeiterfassungsstudie in NRW empfahl Mummert & Partner „Selbstlernzeiten“ einzuführen. Es gab damals auch ein durchorganisiertes Helfersystem von älteren Schülern für jüngere - die Helfer wurden von den jüngeren Schülern vorgeschlagen und ...

Es gibt auch im Artikel von Hartmut Glänzel über die Symposions-Kultur eine Parallele zur Themen-Zentrierten-Interaktion (TZI), wenn er über den Verlauf der Arbeit nachdenkt: ICH, das THEMA und die ANDEREN. die TZI faßt das ein bißchen anders: ICH, WIR, ES (das Thema) im GLOBE. Bei Hartmut sind das die Punkte 2 - 4 (Nachdenken über...). Von da aus gibt es dann Stränge, die über die Ecole d‘Humanité, Ruth Cohn (Begründerin TZI) zu Martin Wagenschein und zurück zu dem Reformpädagogen Paul Geheeb führen.

Selbstlernen, selbst-reguliertes Lernen führt zu A.S. Neill, der in Dresden und in Österreich wirkte, bevor er seine heute noch (allen zum Trotz) existente Schule Summerhill gründete.

Nur das Bild der Ehe im Vergleich mit den Sylvestertreffen damals und heute schmeckt mir nicht. Natürlich ist am Anfang die Euphorie, die dann nicht mehr so lodert, aber daß alles in Gewohnheit endet, weil man sich einfach zu gut kennt - soll das heißen, daß man sich trennt - trennt von der Freinet-Pädagogik oder gemeinsam der Altersdemenz anheim fällt?

Natürlich ist da Gewohnheit - hier wie dort - aber auch eine tolle Basis zu neuen Ufern aufzubrechen. Gemeinsam ist man stark - sogar gegen einen PISA-Mainstream!

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