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Versteckter Rassismus von Grundschuleltern oder Schulbeurteilung mit den Füßen

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Veröffentlicht am Dienstag 29 Januar 2002 12:34:03 von Juergen
Dieser Artikel wurde von marianne mitgeteilt
paedcom.jpgIm Gesetz steht, daß Grundschulkinder in ihrem Schulsprengel in die Schule gehen müssen. Ein Volk - eine Schule wird aber von Eltern oft wörtlich verstanden. Fern der Realität tönen Ministeriale: "Die Grundschule hat den sozialen Vorteil, daß sie eine wirklich Gesamtschule ist" (F. Thöneböhn, NRW).

Abgesehen davon, daß in NRW im Ministerium wenige Gesamtschulbefürworter sitzen, ist der Glaube an die "sozialübergreifende Klassenzusammensetzung" auch in der Grundschule frommes Wunschdenken.


Alleine schon die Wohngegenden, in denen die Schulen stehen, verhindern, daß sich die Kinder von oben und unten allzusehr vermischen. Auch die Grenzen der Schulbezirke dienen oft eher der Abschottung.

Eine neue, zusätzliche Grenze bilden die Ausländerquoten der Schulen. Sind zuviele Ausländer in der Klasse, werden die Kinder wohnungsmäßig umgemeldet. Oft schon zu Zeiten, in denen noch der Kindergarten besucht wird.

Die Lehrer/Schulleiter decken das, weil sie nicht die "halblegalen Tricks ihrer Klientel bloßlegen wollen", oder weil gemiedene Grundschulen Rufschädigung fürchten.

Seit PISA und LAU gibt es aber auch noch eine andere Lesart des Problems: Nicht versteckter Rassismus ist die Ursache für die trickreiche Umgehung der Sprengelprinzipien, sondern die Einschätzung der Eltern, ob ihr Kind von dieser Grundschule eine gute Startchance fürs Gymnasium hat.

Ganz unabhängig von Ausländerquoten scheint hier mehr Sprengstoff verborgen, denn auch an Gymnasien gibt es dieses Wissen um die Leistungsfähigkeit der Grundschulen.


Da manchmal im Pädagogikstudium auch der Zusammenhang von Schülererfolg und Lehrererwartung besprochen wird, ist es schon "wichtig, daß man auf der richtigen Grundschule ist".

Wenn jetzt auch noch das Pflichtkindergartenjahr kommt, wird dieser Vorgang auch bald den richtigen Kindergarten voraussetzen.
In Kiel hat man das Sprengelprizip aufgegeben, in Hamburg wird es diskutiert. Anderswo halten Politiker eisern daran fest.

Wann endlich wird es Schulen geben, wo die Schüler nach ihrem Bedarf gefördert werden, in denen Chancengleichheit realisiert wird?

Notiz: Anlaß zu dem Beitrag war ein Artikel in der Zeit Nr. 5 vom 24. Jan 2000: "Nicht wie weg hier von" Tanja Busse

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