GÉRALD SCHLEMMINGER
Über- und für das Internet bearbeitet: Jürgen Göndör
Quelle: Matthias Riemer (Hrsg.) (2005): Praxishilfen Freinetpädagogik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 233-252.
Das dieser Darstellung zu Grunde liegende Original im PDF-Format wurde 2005 erstellt.


GLOSSAR ZUR FREINET-PÄDAGOGIK

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Arbeits- und Lerntechniken
outils / techniques de gestion des apprentissages
Mit Hilfe der Arbeitstechniken (und Gruppentechniken) wird die Arbeit und das Lernen in der Klasse individuell und kollektiv organisiert.
Zu den Arbeitstechniken gehören der Arbeitsplan, die Selbstlernkartei, die Lernfortschrittskontrolle. Die Arbeit wird im regelmäßig stattfindenden Klassenrat organisiert. Siehe auch Freinet-Techniken.

Arbeitsformen
organisation du groupeclasse
Die unterschiedlichen Arbeitsformen strukturieren die verschiedenen Arbeits- und Lernprozesse, die in der Klasse ablaufen, wie entdeckendes Lernen, Einüben, Herstellen, Vorstellen usw. Zu diesen Arbeitsformen (in der allgemeinen Pädagogik auch "Methoden" genannt) zählen die Einzelarbeit, das Atelier / Werkstatt, die Tischgruppe, die Lerngruppe, der Vorstellungskreis, die Versammlung, der Klassenrat (siehe die Arbeitsgruppe).

Arbeitsgruppe
équipe de travail
Die Arbeitsgruppe ist Bezugsgruppe der Schüler beim Arbeiten. Die "Basisgruppe" ist meist die Tischgruppe. Zu jedem Anlass und Thema können spontan neue Arbeitsgruppen gebildet werden. Hier wird das individuelle Arbeitsergebnis sozialisiert, das heißt es wird Gegenstand des gemeinsamen Lernprozesses, der u.a. aus der Vorstellung des Ergebnisses, den Erläuterungen; Nachfragen, dem Vertiefen des Themas bestehen kann.
Eine Arbeitsgruppe hat oft einen Verantwortlichen, der die Gruppe anleitet (Leiter) und die kleineren Probleme der Gruppe regeln hilft. Dieses Vorgehen hilft, den Klassenrat von Aufgaben zu entlasten.

Arbeitsmittel
outils
Diese Bezeichnung betont die materielle Seite dieser Lerntechnik. Arbeits- und Lerntechniken

Arbeitspädagogik
Pédagogie du travail
Pedagogy of Work
In dem Konzept der Arbeitsschule, das C. Freinet in L'Éducation du Travail (1947) entwickelt, unterscheidet er sich einerseits von rein idealistischen Ansätzen wie dem von G. Kerschensteiner - der Kinder der Arbeiterklasse handwerkliche Arbeit zuschreibt, da diese praktische Arbeit ihnen näher liege und ihnen besser die Werte von Leistung und Tugend vermitteln könne als abstraktes Lernen - und dem von A. Ferrière, der auf den geistig-ethischen Wert der Arbeit abzielte, und anderseits von dem Begriff der marxistisch hergeleiteten Industriearbeit, wie P. P. Blonskij ihn entwickelt. C. Freinet hat einen eher entwicklungspsychologischen (an J. Piaget angelehnten) Arbeitsbegriff: Lernen erfolgt durch Arbeiten, wobei dies als Grundtätigkeit jedes Menschen zur Aneignung und spontanen Neuorganisation von Erfahrung in der sozialen Umwelt und in der Schule gefasst wird und damit zur Entwicklung des Kindes beiträgt. Dieser Arbeitsbegriff ist stark materialistisch gefärbt, da C. Freinet immer wieder auf die Wichtigkeit der Lerntechniken (auch Freinet-Techniken genannt) und die materiellen Rahmenbedingungen beim kooperativen Arbeitsprozess hinweist.

Arbeitsplan (gemeinsamer) / Klassenarbeitsplan
plan de travail collectif
Work Schedule
In dem kollektiven Arbeitsplan werden die gemeinsamen Arbeitsprojekte, der einzuhaltende Zeitplan und die Arbeitsgruppen festgehalten. Dies kann entweder Arbeitsplanversammlung (Versammlung) oder im Klassenrat, manchmal auch im Morgenkreis erfolgen. Vorläufer des Freinet'schen Arbeitsplans ist der Jahres- und Wochenplan der amerikanischen Lehrerin H. Parkhust (1922), bekannt unter dem Begriff "DaltonPlan").

Arbeitsplan (individueller)
plan de travail individuel
Work Schedule
Damit der einzelne Schüler seine Arbeit überschauen und besser organisieren kann, wird er einen (individuellen) Arbeitsplan führen. Hier sind die schulischen Mindestarbeitsanforderungen festgehalten, die innerhalb eines vorher festgesetzten Zeitraums erledigt werden sollen. Ein Teil des Arbeitsplan ist oft der kreativen Arbeit vorbehalten, die der Schüler inhaltlich selbst gestaltet. Der Schüler füllt den Plan inhaltlich je nach seinen Interessen aus und teilt sich so seinen Arbeitsrhythmus und seine Lernfortschritte selbst über diesen Zeitraum ein. Die Lehrperson kontrolliert den Arbeitsplan und wertet ihn gemeinsam mit dem Schüler im Hinblick auf das Erreichte und das Nicht-Erreichte aus. Das Pensum wird - je nach Klasse und Lehrperson unterschiedlich - in Teilen durch den Klassenrat / im Planungsgespräch Versammlung) oder von der Lehrperson vorgegeben.
Der von C. Freinet entwickelte individuelle Arbeitsplan beinhaltete immer auch noch einen Lernentwicklungsbericht (siehe Abbildung 1).
Heutzutage erfolgt diese, die traditionellen schulischen Lernbereiche betreffende Überprüfung eher über eine Lernfortschrittskontrolle.
Die kreativen Fähigkeiten und Fertigkeiten können durch Diplome ausgezeichnet werden.

Atelier / Atelierarbeit
atelier
Das Atelier ist sowohl die materielle Ausstattung eines kooperativen Arbeitsplatzes (Raumaufteilung) als auch eine Arbeitsform, die eine Produktion zum Ziel hat, z.B. das Druckereiatelier, die Zeitungswerkstatt.
Ihre Dauer ist auf die Zeit der Produktion beschränkt; die Mitglieder können nach der Produktion das Atelier wechseln. Jedes Atelier hat immer einen Verantwortlichen. Es ist meistens der Schüler, der über eine entsprechende Kompetenz (Diplom) verfügt. Diese Verantwortlichkeiten gehören zu den Klassenaufgaben.
Bewertung / Benotung Die Freinet-Pädagogik sieht keine Benotung vor. Die Be- und Auswertung der Arbeit erfolgt über die Arbeitspläne und Diplome. Dies schließt nicht aus, dass in einem Schulsystem, dass gerade in der Sekundarstufe die Benotung verlangt, auch Noten gegeben werden, z.B. durch Umrechnung des Arbeitsplans. Siehe auch Lernfortschrittskontrolle, Lernentwicklungsbericht.

Chef-System
Es handelt sich hier um nicht angemessene, aber immer wieder anzutreffende Übertragung von Elementen der Gruppentechniken aus dem französischen ("chef d'équipe", "président", "chef de table"...). Wenn es eines in einer kooperativ arbeitenden Freinet-Klasse nicht gibt, dann sind es wohl "Chefs". Man spricht hingegen vom Leiter und Verantwortlichen. Siehe auch Rollen und Funktionen, Klassenaufgaben.

Diplom / ForscherInnendiplom
brevet / chef d'œuvre (arbres de connaissances)
Um die künstlerischen, sozialen und kreativen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Einzelnen in der Gruppe hervorzuheben, besteht in vielen Klassen die Möglichkeit, sog. Diplome abzulegen, die die Beherrschung einer bestimmten Kompetenz nachweist, wie z.B. Zeitungsredakteur, Drucker, Übersetzer, Vorleser, Computerspezialist... Wenn eine Kompetenz im Rahmen eines Arbeitsprozesses benötigt wird, kann der Schüler sich an diese Person wenden, bzw. dann wird sie zu Rate gezogen oder übernimmt die Verantwortung für die entsprechende Tätigkeit. Diese Kompetenzen werden für alle sichtbar in sog. "Bäumen des Wissens" / "arbres de connaissances"1 festgehalten. Siehe auch Klassenaufgaben / Klassendienste.

Dokumentationsreihe
Bibliothèque de Travail (BT)
Working Library
Seit 1931 wird in Frankreich die thematische (und heute schulstufenspezifische) Dokumentationsreihe Bibliothèque de Travail (jetzt beim der Freinet-Pädagogik nahe stehenden) Verlag PEMF herausgegeben. Das Ziel ist es, die Inhalte des Schulbuchs zu ersetzen oder zu ergänzen2, so dass die Schüler selbständig mit der Dokumentation forschend arbeiten können. Die Reihe wird von und in den Klassen, mit Unterstützung von Fachleuten produziert und vor der Veröffentlichung in anderen Klassen getestet (siehe ICEM s.a.). Diese Reihe steht in fast jeder französischen Schulbibliothek. Siehe auch Arbeits- und Lerntechniken. Druckerei Schuldruckerei.

Einstiegsrunde
Quoi de neuf ?
Die Einstiegsrunde (auch Morgenrunde) ist ein Ritual (mit Leiter, zeitlicher Begrenzung, Meldepflicht ...) zur Findung der Gruppe vor Beginn der Arbeit. Siehe auch Gruppentechniken, Morgenkreis.

entdeckendes Lernen / Forschen2
tâtonnement expériemental
Der Begriff des experimentierenden, entdeckenden, forschenden Lernens lehnt sich an die entwicklungspsychologischen Untersuchungen Piagets an. Diese zeigen auf, wie ein Kind Neues zunächst an die vorhandenen eigenen Erkenntnisschemata assimilierend angleicht. Wenn die Anpassung der Schemata an die Objektwelt nicht mehr funktioniert, dann werden diese Strukturen in Richtung auf die sich den bisherigen Schemata widersetzende Objektwelt verändert. (Siehe auch natürliche Methode.) Hier ein Beispiel aus dem Fremdsprachenunterricht in der Sekundarstufe.4 Unter günstigen Rahmenbedingungen hat der Lerner die Sicherheit und das Vertrauen, sich selbst in der fremden Sprache zu versuchen. Er benutzt sie so, wie er meint, verstanden zu werden. Er baut Hypothesen über den Sprachgebrauch auf. Dieses Vorgehen des tastenden Ausprobierens ist durch eine große Aufnahme- und Lernbereitschaft kennzeichnet, wobei die Gruppe die Rolle des helfenden Feedback spielt. Jede Schüler entwickelt dabei seine eigenen Sprachlernverfahren und -strategien; er konstruiert sich seine "eigene" fremde Sprache, die sich zunehmend der Zielsprache nähert. Das "entdeckende Lernen" hat im Fremdsprachenunterricht zum Ziel:
  1. Entwickeln von persönlichen, erfolgsorientierten Aneignungs- und Spracherwerbsstrategien.
  2. Entwickeln eines positiven Selbstbewusstseins im Umgang mit der fremden Sprache.
  3. Entwickeln von situationsgerechtem sprachlichem Verstehen und Verhalten.
  4. Erfahren, dass nicht nur rein innersprachliche sondern auch außersprachliche Faktoren, wie interkulturelles Verständnis, Entschlüsseln von sozialen Kodes u.ä.m. zum Spracherwerb beitragen.
  5. Entwickeln eines persönlichen, nicht nur sprachgebundenen Zugangs zur anderen Kultur. Der Aufbau seiner "eigenen" Fremdsprache durch "entdeckendes Lernen", der zu Beginn der 70er Jahre von den französischen FreinetLehrern entwickelt wurde, deuten auf das Konzept der Interimssprache hin, die zur gleichen Zeit von den Spracherwerbsforschern in den U.S.A. um Selinker diskutiert wurde.

Erkundung
sortie-enquête
Field Investigations
Es gibt ein pädagogisch organisatorisches Umfeld (Kontakte außerhalb der Schule, soziales Klassenleben...); welches die Möglichkeit schafft, einzeln / in der Gruppe innerhalb / außerhalb der Klasse forschend etwas zu erkunden. Es gibt einen Ort die Sozialisierung der Erkundungen, die Ausarbeitung der Ergebnisse und ihre gemeinsame Vorstellung. Vor der Erkundung: Erlernen der Techniken des Erkundens und des Vortragens; nach der Erkundung: der Vortrag; das Erstellen eines Albums / die Veröffentlichung der Ergebnisse. Siehe auch entdeckendes Lernen Mitteilungstechniken

Mitteilungstechniken: Erfolgsjournal
Diplom forschende Lernen entdeckendes Lernen Forschungsjournal Klassenjournal

freier Ausdruck
expression libre
Er hat die gleichen Rahmenbedingungen wie der feie Text, bezieht sich jedoch auf alle Bereiche des künstlerischen und musischen Gestaltens. Sein Ziel ist immer die Veröffentlichung und Ausstellung. Siehe auch Mitteilungstechniken.

freier Text
texte libre
Free Writing
Es gibt ein pädagogisch- organisatorisches Umfeld (individuell gestaltete Lernphasen, soziales Klassenleben), das Anlässe zum Schreiben bietet und gleichzeitig die äußeren Rahmenbedingungen zum (meist individuellen) Schreiben, die die Produktion freier Texte anregen und ermöglichen. Es gibt einen Ort der Sozialisierung der Texte: Auswahl der zu veröffentlichten Texte, ihre formale u. inhaltliche Aufarbeitung, gemeinsame Veröffentlichung; "Verarbeitung" der nicht veröffentlichten Texte. Siehe auch Mitteilungstechniken. Das Konzept des freien Textes hat seine Vorläufer u.a. in den Reformpädagogen wie : H. Scharrelmann (1901), A. Jensen / W. Lamszus (1910), F. Ganzberg (1914); F. Giese (1914), O. Karstädt (1926).

Freinet-Druckerei Freinet-Techniken
Techniques Freinet Freinet Techniques
Es gibt ein pädagogisch- organisatorisches Umfeld (individuell gestaltete- 5 -Druckerei. Zu den klassischen Techniken, wie sie von C. Freinet entwickelt worden sind, zählen wir den freien Text, die Schuldruckerei, die Klassenorrespondenz, die Klassenzeitung, die Erkundung. Heute unterscheidet man zwischen den Mitteilungs- / Kommunikationstechniken, den Arbeits- - und Lerntechniken und den Gruppentechniken.

Gruppenregeln
Loi / règles de vie
Eine der Gruppentechniken, um eine Klasse im Sinne der Arbeitsschulpädagogik als kooperativ arbeitende Gruppe zu konstituieren, ist die Aufstellung von Regeln. Hier unterscheiden wir von Basisegeln des menschlichen Zusammenleben ("Man schlägt sich nicht") und gemeinsam zu diskutierenden und festzulegenden Gruppenregeln ("Bei der Stillarbeit stört man seinen Nachbarn nicht"). Diese werden im Klassenrat beschlossen. Siehe auch Rituale.

Gruppentechniken
outils / techniques de gestion du groupe
Die Gruppentechniken haben zum Ziel, das Klassenleben und die kooperativen Arbeitsprozesse zu organisieren und zu regulieren. Hierzu gehören Arbeitsteilung (Arbeitsformen), Delegation von Verantwortlichkeiten (Klassenaufgaben) und von Macht (Vorsitz), Anerkennen und Aufbauen von Morgenkreis, die Einstiegsrunde) und Sozialisationstechniken (Sozialverhalten, Soziogramm). Die Gruppenpädagogik wurde besonders von der institutionellen Pädagogik entwickelt, die sich auf W. R. Bion, Lewin, Moreno und C. Rogers bezieht.

Institution / Institutionalisieren
institution : institutionnaliser
Die Institutionelle Pädagogik geht davon aus, dass die vorhandenen (Schul-) Strukturen entfremdend, wenn nicht gar krankmachend sind. F. Oury und J. Pain (1972) sprechen von der "Kasernenschule". Deshalb müssen bewusst neue Strukturen aufgebaut werden. Sie regeln und fördern das Klassenleben sowie die kooperativen und sozialisierten Arbeitsund Lernprozesse. Diese Institutionen werden nach Bedarf vom Klassenrat eingerichtet (institutionalisiert) oder, wenn sie überflüssig geworden sind, abgeschafft.
Diese Institutionen sind räumlich (Raumaufteilung) und zeitlich (Zeiteinteilung) und in Bezug auf die Gruppe (Arbeitsformen) klar begrenzt. Die verschiedenen Institutionen wie z.B. das Atelier, der Vorstellungskreis, die Versammlung (z.B. der Tischgruppenverantwortlichen), das Klassengeld, der Klassenrat spiegeln das Leben der Klasse wider.
Die Beziehungen in der Klasse können sich so aus ihren dualen und symbiotischen zu triangulierten Bezügen entwickeln; die Institutionen und die Arbeitstechniken werden zu Mittlerobjekten ("objets de médiation"). Diese Strukturierung von Raum, Zeit und Gruppe können dem Schüler und der Gruppe Sicherheit und Schutz in der Ausnutzung des Freiraums geben (siehe auch Rituale). Innerhalb dieser festen Bezugspunkte kann der Schüler größtenteils selbstbestimmt arbeiten und lernen. Es sind die Rahmenbedingungen freier Arbeit. Abstrakte Begriffewie Freiheit in der Auswahl der Inhalte, Selbstbestimmung von Lernrhythmus und -fortschritt, Selbstverantwortlichkeit und Mitbestimmung des Lernprozesses können so vielleicht ansatzweise und jenseits Demagogie ein Stück Realität werden.

institutionelle Pädagogik
pédagogie institutionnelle
Die institutionelle Pädagogik hat sich zwischen 1950 - 60 aus der Freinet-Bewegung heraus entwickelt und ist heute ein Teil von ihr (siehe L. Bruliard / G. Schlemminger 1996).5 Diese psychopädagogische Richtung bezieht sich sowohl auf die Freinet-Techniken als auch auf Elemente der (französischen) Antipsychatriebewegung (F. Tosquelles, J. Oury usw.).

Interessensschwerpunkte
complexes d'intérêt
Centres of Interest
C. Freinet fordert, das beim Lernen und in der Schule ganz allgemein von den Interessensschwerpunkten der Schüler auszugehen sei. Inhaltlich er bezieht sich dabei auf die Arbeiten des belgischen Psychologen O. Décroly und auf die Projektmethode des amerikanischen Pädagogen und Philosophen J. Dewey.

Klassenaufgaben / Klassendienste
"métiers"
Bei dieser Delegation von Verantwortlichkeiten handelt es sich um die Übernahme von Aufgaben, die im Rahmen des Klassenlebens und des Arbeitsprozesses anfallen, wie Zeitwächter (er passt auf, dass die Zeiten eingehalten werden), Gärtner (betreut die Blumen), Tafelwischer, Klassenzeitungsverkäufer, Verteiler (verteilt und sammelt Papiere und Hefte ein)... Siehe auch Gruppentechniken.

Klassenbibliothek
bibliothèque de classe
Class Library
In der Klasse stehen den Schülern in dieser Bibliothek Bücher und Dokumentationsmaterial zur Verfügung. Siehe auch Arbeits- und Lerntechniken.

Klassengeld
monnaie intérieure
Es handelt sich um ein (von der institutionellen Pädagogik eingeführten) Tauschobjekts (oder Mittlerobjekts), um die Beziehungen in der Gruppe stärker zu triangulieren (vgl. R. Laffitte 1985 : 80 et sqq.). Für geleistete Arbeit gibt es einen bestimmten "Lohn", für Fehlverhalten muss bezahlt werden. Auf dem "Wochenmarkt" kann dann jeder Gegenstände zum Verkauf gegen das Klassengeld anbieten.

Klassenjournal / Klassentagebuch
livre de vie Class Journal / Portfolio
Das Klassenjournal ist ein Mittel zur Bewahrung der Gruppenerfahrung. Hier werden alle wichtigen Produktionen, die Klassenkorrespondenz usw. dokumentiert. Zum Teil werden hier auch die Beschlüsse des Klassenrates festgehalten. Siehe auch Gruppentechniken, Protokollbuch. 1 Originalliteratur : F. Oury / A. Vasquez (1967/1982), A. Vasquez / F. Oury (1971), C. Pochet. / F. Oury (1979), J. Pain (1982), R. Laffitte (1985), C. Pochet / F. Oury / J. Oury (1986), F. Imbert (1994), (1996). Deutsche Rezption : G. Weigand, G. (1983), G. Weigand, / R. Hess / G. Prein (Hrsg.) (1988).

Klassenkorrespondenz
corespondance scolaire
School Correspondence
Es gibt ein pädagogisch- organisatorisches Umfeld (Kontakte außerhalb der Schule, soziales Klassenleben, Arbeitsergebnisse, die Anlässe zum Schreiben bieten), welches die Notwendigkeit schafft, sich anderen mitteilen zu wollen. Es gibt einen Ort der Sozialisierung der individuellen und kollektiven Mitteilungen: Auswahl der zu sendenden Dokumente, ihre formale u. inhaltliche Aufarbeitung, Organisation der Korrespondenz (Frequenz, Art der Korrespondenz - individuell / kollektiv - Inhalte...). Sie verlangt auch eine Abstimmung der betroffenen Lehrpersonen. Siehe auch Mitteilungstechniken / Kommunikationstechniken.

Klassenrat
Conseil / Conseil de coopération / réunion coopérative
Classroom Assembly
In dem Beziehungsgeflecht Klasse ist der Klassenrat das "Kopf- und Herzstück" des Gruppenlebens. In ihm laufen die verschiedenen Bezugspunkte zusammen, erhalten ihren Sinn. Von hier aus wird das Klassengeschehen kollektiv geleitet. Hier erhält jeder seinen Status und seine Rolle zugewiesen, werden Arbeitsbeschlüsse getroffen, Arbeitskonflikte besprochen, gute Arbeitsleistung hervorgehoben, aber auch Sanktionen bestätigt oder entschieden. Diese Konzentration von Entscheidungsmacht auf eine einzige Institution - denn nur hier und nirgends anders können die Klassenangelegenheiten gelöst werden -, macht es möglicht es, dass Entscheidungsprozesse für die Schüler durchsichtiger und nachvollziehbarer werden und damit auch mitgetragen werden können.
Trotzdem darf der Klassenrat in seiner Wirkung nicht überschätzt werden. Seine Macht hört hinter der Klassentür auf. Es können also nur Probleme, vorzüglich Arbeitsprobleme, behandelt werden, die sich innerhalb der Klasse abspielen. Das aufschiebende Moment des Klassenrats verlangt von allen Beteiligten einen gewissen Lernprozess. Angelegenheiten der Klasse und Konflikte werden nicht im Hier und Jetzt gelöst, sondern im Klassenrat, der regelmäßig stattfindet. Zur Hilfestellung gibt es das Protokolbuch, in dem jeder Schüler zu jeder Zeit unter seinem Namen einschreiben kann, über welchen Punkt er im nächsten Klassenrat sprechen möchte. Der Leiter des Klassenrats nimmt ihn dann auf die Tagesordnung. Einige Angelegenheiten können sich in der Zwischenzeit von selbst erledigt haben oder in anderen Versammlungen geregelt worden sein, andere wieder werden im Klassenrat behandelt.
Der Klassenrats ist stark ritualisiert (Rituale) und kann z.B. folgenden Ablauf haben: Eröffnung der Sitzung - Informationen - Kritik - Lob - Fragen - Vorschläge - Verlesen der Beschlüsse - Beendigung der Sitzung. Oft ist es üblich, dass sich die Schüler, die sprechen wollen, zu Beginn des Tagesordnungspunkte in die "Rednerliste" eintragen lassen. Die Dauer des Rats ist dem Alter der Schüler angepasst.
Die Durchführung eines Klassenrats bedarf einiger Erfahrung und Kompetenz. (Uns Lehrerpersonen sind schlecht geleitete Sitzungen und Konferenzen zu Genüge bekannt. Nur der Gedanke, an solchen Veranstaltungen teilnehmen zu müssen, ruft bei uns Widerwillen hervor.) Es gilt also, in der eigenen Klasse Schwafeldiskussion zu vermeiden, jedoch alle Meinungen kurz zu Wort kommen, der Klassenrat ist kein Tribunal, sondern Ort der Regulation der Gruppe und ihrer Arbeit. Das heißt für den Leiter (was am Anfang des Schuljahrs wohl meist die Lehrperson selbst ist), dass sie (vorher) eine sinnvolle und durchführbare Tagesordnung aufstellen und zeitlich begrenzt die einzelnen Punkte abhandeln können muss. Sie muss es verstehen, Entscheidungsprozesse zügig herbeizuführen, die auch von allen Beteiligten getragen werden können (vgl. C. Pochet / F. Oury 1979 / D. Jasmin 1994). Siehe auch Gruppentechniken.

Klassenversammlung
Klassenrat

Klassenzeitung
journal scolaire
School Newspaper
Es gibt ein pädagogisch- organisatorisches Umfeld (Kontakte außerhalb der Schule, soziales Klassenleben, das Anlässe zum Schreiben bietet), welches die Notwendigkeit schafft, sich Vielen regelmäßig und gleichzeitig mitteilen zu wollen. Es gibt einen Ort der Sozialisierung der zu veröffentlichenden Dokumente: Redaktionskomitee, Auswahl der zu veröffentlichten Dokumente, ihre formale u. inhaltliche Aufarbeitung; gemeinsame technische Herstellung (Druck-, Illustrations- und Vervielfältigungstechniken...); Einbeziehung der rechtlichen Bestimmung (Presserecht, Copyright, Quellen...), der Sicherheitsregeln (Schutz des Schreibers); Verkaufs- und Verteilungskonzept. Siehe auch Mitteilungstechniken, Kommunikationstechniken.

kooperatives Lernen
Travail coopératif
Co-operative Learning
Kooperation bedeutet in der Freinet-Pädagogik, dass der Arbeits- und Lernprozess nie ein ausschließlich individueller ist, sondern dass es immer auch eine Sozialisationsphase gibt, wo die individuelle Leistung von den Mitarbeitern ausgebaut und zu einem (gemeinsamen) Produkt erweitert wird. Siehe auch Arbeitsformen.

Kooperation
cooperation
kooperatives Lernen.

Leiter / Leiterin / Leitung
président / présidence
Chairman
Ein Schüler übernimmt die Aufgabe, eine Arbeitsgruppe, eine Versammlung durchzuführen. Er erhält damit die Verantwortung übertragen, die Redeleitung zu führen, auf die Einhaltung der Zeiten und auf eine zügige Durchführung zu achten. Die Fähigkeit setzt ein entwickeltes Sozialverhalten voraus. Siehe auch Gruppentechniken, Rollen, Funktionen

Lernentwicklungsbericht
profil vital
Heute wird der Lernentwicklungsbericht (siehe auch Abbildung 2) oft in Form einer Lernentwicklungskontrolle geführt. Siehe auch Arbeitsplan (individueller).

Lerngruppe
Die Lerngruppe arbeitet zu bestimmten Lernthemen (Bruchrechnung, Gruppendiktat...) Dabei werden Lernprozesse individuell gefestigt und vertieft. Das langwierige Durcharbeiten von Übungen für alle Schüler zum selben Zeitpunkt im selben Rhythmus entfällt zugunsten von individuell ausgestalteten, nach realen Schülerbedürfnissen orientierten Lernprogrammen (Selbstkorrekturkartei), die von den Schülern selbstverantwortlich ausgewählt und durchgeführt werden können. Die erledigte Arbeit wird im Arbeitsplan festgehalten. Der Übergang von Lern- und Arbeitsgruppe ist fließend.

Lernjournal
Klassenjournal

Lernkartei
Selbstlernkartei

Lerntechniken
Arbeits und Lerntechniken

Lernfortschrittskontrolle
dossier / tableau "Mes progrès"
Es handelt sich oft um ein Heft, in dem der Schüler für jeden Lernbereich (Rechnen, Rechtschreibung, ...) seinen Lernerfolg einträgt. Dieser wird z.B. durch das erfolgreiche Durcharbeiten einer Selbstlernkartei oder das Bestehen eines kleinen Tests nachgewiesen. Der Lernfortschritt kann durch eine Wandtabelle mit den Namen aller Schüler für alle sichtbar gemacht werden. Siehe auch Lernentwicklungsbericht.

Lernvertrag
contrat
Der individuelle Arbeitsplan ist in der Freinet-Pädagogik eine Form des Lernvertrags.

Lernwerkstatt
Die Lernwerkstatt ist zwar kein Konzept der Freinet-Pädagogik, steht jedoch dem Atelier und der Atelierarbeit nah (mehr dazu H. Hagstedt 1995).

Mitteilungstechniken / Kommunikationstechniken
outils / techniques de communication
Es zählen dazu der freie Text / der freie Ausdruck, die Schuldruckerei, die Klassenkorrespondenz, die Klassen- / Schulzeitung und die Erkundung.
Zusammen mit den Arbeitstechniken schaffen die Mitteilungstechniken die formalen Rahmen für einen Lernraum, in dem die Schüler vielseitig und forschend arbeiten können.
Auch wenn die Bereitstellung dieser Arbeitsmittel individuell motivierend sind, rufen sie nicht notwendigerweise schon ein gemeinsames Arbeiten hervor. Bleibt der Unterricht auf dieser Stufe der Organisation stehen, so entsteht leicht ein Vakuum: Die in sozialen Arbeitsprozessen meist unerfahrenen Schüler wissen nicht, wie sie eine Arbeit angehen, geschweige denn einen Lernprozess initiieren sollen. Diese vereinzelnde Situation verunsichert sie daher und hemmt so eher das Lernen. Die Folgen sind je nach Klasse und Klassenstufe entweder zunehmendes Chaos oder aber Desinteresse. Die erfahrenere Lehrerperson versucht natürlich, diese Reaktionen zu antizipieren und ist dann geneigt - ganz wie im herkömmlichen Unterricht -, die verschiedenen Aktivitäten selbst anzuleiten.6 Es entsteht ein Unterrichtsstil, der fälscherlicherweise oft mit "offenem Unterricht" bezeichnet wird und in dem sich "laissez-faire"-Phasen mit Frontalunterrichtsphasen abwechseln, wobei die nondirektiven Elemente im allgemeinen überwiegen. Deshalb gehören Mitteilungstechniken, Arbeitstechniken und Gruppentechniken eng zusammen, um die Rahmenbedingungen für kooperatives Lernen zu schaffen.

Mittlerobjekt
Mittlerobjekte können die Institutionen, die Arbeitstechniken und Gruppentechniken, die kooperative Produktion, das Klassengeld usw. sein. Sie können dazu beitragen, die traditionelle duale Lehrer-Schüler- (oder Schüler-Schüler-) Beziehung zu triangulieren und damit Gewalt und Erotisierung in den Beziehungen abbauen zu helfen. Morgenkreis Jeden Morgen oder regelmäßig an einem bestimmten Wochentag setzt sich die Klasse zusammen und die Schüler berichten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, bringen auch Gegenstände zum Vorzeigen usw. Manchmal wird hier auch der Arbeitstag organisiert und der gemeinsame Arbeitsplan besprochen. Es ist eine Gruppentechnik, die in der Grundschule vorherrscht; in der Sekundarstufe spricht man eher von der Einstiegsrunde.

natürliche Methode / natürliche Lernmethode
méthode naturelle
Der Begriff der "natürlichen Lernmethode" geht auf die hermeneutische, kindzentrierte Pädagogik der Jahrhundertwende zurück, die in der empiristischen Tradition der Assoziationspsychologie und der sensualistischen Philosophie steht: Alle Vorstellungsinhalte eignen sich durch elementare sinnliche Wahrnehmung an. Über erinnerte Gedächtnisleistungen werden dann Verknüpfungen hergestellt und damit Verstehensprozesse in Gang gesetzt; Wissen kann aufgebaut werden. Die Schulklasse wird in der Freinet-Pädagogik aber weder lernpsychologisch noch pädagogisch als "natürliche Lernumgebung" angesehen. Sie versteht unter natürlicher Lernmethode die Bereitstellung von Rahmenbedingungen, die die "natürlichen Umwelt" des Kindes in die Schulklasse integrieren, bzw. die die Schüler zum Lernen aus der Klasse hinauszuführen, um so einen direkten, sinnlichen Kontakt mit der "natürlichen" sozialen Umwelt zu ermöglichen und damit Lernen ermöglichen. Die Freinet-Pädagogik entwickelt dazu weniger ausgearbeitete Lernverfahren oder Vermittlungsstrategien, sondern stellt Arbeitsmittel und Organisationsformen bereit. Siehe auch entdeckendes Lernen

Protokollbuch (des Klassenrats)
cahier du Conseil
Hier werden die Entscheidungen des Klassenrats vom Protokollführer festgehalten. Die Schüler schreiben ein, über welche Punkte oder Probleme sie im Klassenrat sprechen möchten.

Rahmenbedingungen herstellen
cadre (de vie)
Mitteilungstechniken, Arbeitstechniken und Gruppentechniken; siehe auch Institutionen, institutionalisieren.

Raumaufteilung
délimitation de l'espace
Die Strukturierung der Arbeit und die Arbeitsteilung (Arbeitsformen), verlangt eine Begrenzung und Institutionalisierung der Räumlichkeiten (in Arbeitsecken, Ruheecken, Leseecken, Atelier, Versammlungsplätze usw.).

Redeleitung
présidence
Jede Versammlung (Vorstellungsrunde, Einstiegsrunde, Tischgruppenleierversammlung), hat einen Leiter, der das Wort erteilt, für die Einhaltung der Zeit und einen ruhigen Ablauf Sorge trägt. Die Wortvergabe kann manchmal über eine Redeliste erfolgen. Rituale In der Freinet-Pädagogik werden im Rahmen der Institutionalisierung von Gruppen, Raum und Zeit eine Anzahl von Ritualen neu geschaffen (siehe z.B. Einstiegsrunde, Klassenrat). Rituale und Routinen haben die Funktion, klare Strukturen und Grenzziehungen aufzuzeigen; sie geben Signale, verzichten aber auch auf moralische Überforderung und können - durch die Triangularisierung der Beziehungen - zu einer angemesseneren Wahrnehmung der Realität führen (vgl. auch M. Maas 1999 : 70). Dass Rituale nicht nur auf (Grund-)Schulklassen beschränkt sind, sondern auch Hochschulseminare institutionalisiert werden können, zeigen die Arbeiten von U. Rabe / G. Schlemminger (1999), A. Bolland (2002). Siehe auch Schlüsselworte.

Rollen, Funktionen
Die Strukturierung der Arbeit verlangt eine Definition und die Institutionalisierung der Rollen und Funktionen der Mitglieder der Klasse, wie beispielsweise Leiter, Pate, Tischgruppenverantwortlicher, rôles et fonctions beispielsweise Leiter, Pate, Tischgruppenverantwortlicher, Protokollführer... Siehe auch Sozialverhalten, Rituale, Leiter, Schlüsselworte.

Rolle der Lehrperson
rôle du maître
Die Aufgabe der Lehrperson ist es, ein positives Lernumfeld zu erstellen - Techniken wie entdeckenden und forschenden Lernens prägte. Siehe auch Institutionen / Institutionalisieren. Schlüsselworte Für die Ausübung einer Funktion (Rolle) gibt es Schlüsselworte (z.B. "Hier eröffne ich die Vorstellungsrunde."). Sie sind vorher festgelegt und helfen gerade jüngeren Schülern, das Amt sinnvoll auszuführen. Siehe auch Rituale, Rollen, Institutionen / Institutionalisieren.

Schuldruckerei
imprimerie scolaire
Learning Printing Technique
Die Schuldruckerei ist die Freinet-Technik par execellence. Formal ist sie die Grundlage für das Erstlesen- und -schreibenlernen. Mit ihrer Hilfe haben Freinets Schüler 1926 die ersten Texte an ihre Partnerschule in der Bretagne gesendet (vgl. L. Bruliard / G. Schlemminger 1996 : 225 et sq., G. Schlemminger 2002). Die Druckerei ist also nicht nur ein Druck- und Vervielfältigungsmittel, wie es heute jeder Computer leisten kann. Sie ist im Besonderen ein komplexes Arbeitsmittel, das kooperatives Arbeiten abverlangt (vgl. auch M. Blieffert 2001, G. Honig 1992, R. Mangold 2002, H. Hagstedt 2003). Siehe auch Mitteilungstechniken.

Schulzeitung
Selbstkorrekturkartei
Selbstlernkartei.

Selbstlernkartei
fichier autocorrectif
Self-Correcting Files
Es handelt sich um (vor der Veröffentlichung erprobte) Selbstkorrekturmaterialien in den wichtigsten Schulfächern / Lernbereichen. Der Schüler schreibt die Antworten in ein Heft und kontrolliert diese dann anhand einer Korrekturkarte. Diese Lernkarteien haben manchmal einen stark behavioristischen Charakter. In Frankreich veröffentlicht der der Freinet-Pädagogik nahe stehende Verlag PEMF hauptsächlich diese Materialien.
In Deutschland haben sie (leider oft im Unterricht nicht vorher getesteten) Materialien ein starken Spielcharakter. Siehe auch Arbeits- und Lerntechniken. C. Freinet setzte sich 1930 - 1936 sowohl ideologisch als auch fachlichdidaktisch besonders mit den Selbstkorrekturheften im Rechenunterricht des amerikanischen Pädagogen C. Washburne auseinander (vgl. G. Schlemminger 1994).

Sozialverhalten
ceintures de comportement
Es werden für alle die Pflichten und Rechte und die erwarteten Verhaltensweisen in der selbständigen Arbeit und in der Klasse festgehalten. (Vgl. das Beispiel in Abbildung 2.) Erst bestimmte soziale Kompetenzen ermöglichen, bestimmte Gruppentechniken.) Zu C. Freinets Zeiten war "Verhalten" auch Bestandteil des Arbeitsplan (siehe Abbildung Nr. 1). Heute handelt es sich meist um ein Heftchen, in dem der Schüler seine Fortschritte notiert. Bei den Freinet-Pädagogen in Deutschland wird das Sozialverhalten oft eher unter dem Begriff der Schülerrechte geführt und diskutiert.

Soziogramm
sociogramme
Um den Gruppenprozess zu verstehen, kann die Lehrperson soziometrische Verfahren wie das Soziogramm einsetzen (vgl. K. Lewin 1958, J.L. Moreno 1970). Es handelt sich dabei um einen Fragebogen, der den Einzelnen nach seinen positiven und negativen Beziehungen zu den Anderen befragt; diese werden in ein Kreisdiagramm umgesetzt.. Es gibt Auskunft über Gruppenbeziehungen untereinander, über die Gruppenstruktur, Problemzonen und die Stellung des Einzelnen in der Gruppe. Siehe auch Gruppentechniken. Verhaltensregeln Sozialverhalten.

Versammlung
réunion
Eine Versammlung ist oft ritualisiertes Treffen (Rituale), das zum Ziel hat, einen Arbeitsprozess zu organisieren (so weit dies nicht im Klassenrat behandelt und geregelt wird). So trifft sich die Lehrperson z.B. regelmäßig mit den Tischverantwortlichen, um anstehende Fragen und Probleme zu diskutieren. Die ganz Klasse trifft sich zu Planungsgesprächen und um den Arbeitsplan zu besprechen. Siehe auch Gruppentechniken. Vorsitz présidence Leiter

Vorstellungskreis
présentation des travaux
Der Vorstellungskreis ist der Ort, an dem die individuellen (oder Gruppen-) Arbeiten vorgetragen werden. Die Leiter hat ein Schüler.

Werkstatt
atelier
Atelier

Zeiteinteilung
délimitation du temps
Die Strukturierung der Arbeit verlangt zur Planung und Organisation der Arbeitsabläufe eine Begrenzung der Zeitabläufe. Siehe auch Institutionen / Institutionalisieren.

Zeitleiste
planning
Hier wird die Abfolge der Arbeiten, der Produktionsphasen usw. für alle sichtbar festgehalten. Sie ergänzt den kollektiven Arbeitsplan.



Fußnoten:

1 up Siehe : M. Authier / P. Lévy (1992), Le nouvel Éducateur, juin 1997.

2 up Siehe das Internetportal vom "Office Central de la Coopération à l'École" (OCCE), das die verschiedenen Dokumentsreihen thematisch auflistet : http://www.leprogres.fr/occe69/BT.HTM

3 up Die Eindeutschung dieses Begriffes erfolgt unterschiedlich. D. Baillet (1983) und I. Dietrich (1995) benutzen z.B. dafür "tastendes Versuchen". In der deutschen Freinetbewegung wird auch "tastendes Lernen" benutzt. Diese Vielfalt spiegelt die noch relativ ungenaue Begriffsfassung wieder. Unseres Erachtens gibt "entdeckendes Lernen" den psychogenetischen Aspekt dieses Prozesses, wie J. Piaget ihn entwickelt hat, am besten wieder.

4 up Dass entdeckendes Forschen nicht nur auf die Schule beschränkt ist, sondern auch an der Hochschule stattfinden kann, zeigt die Arbeit von A. Bolland (2002).

5 up Originalliteratur : F. Oury / A. Vasquez (1967/1982), A. Vasquez / F. Oury (1971), C. Pochet. / F. Oury (1979), J.Pain (1982), R. Laffitte (1985), C. Pochet / F. Oury / J. Oury (1986), F. Imbert (1994), (1996). Deutsche Rezption : G. Weigand, G. (1983), G. Weigand, / R. Hess / G. Prein (Hrsg.) (1988).

6 up Besonders extrem wirkt sich dieses Verhalten auf die Technik des freien Textes aus, dessen Aktivität dann nach einiger Zeit erlischt oder zu einem faden Erlebnisaufsatz verkommt. Zur Problematik des freien Textes siehe auch die Untersuchung von P. CLANCHE (1988).

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Bibliographie