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Freinet-Pädagogik
2021

  • Forum Freinet

  • Selbstverwaltung der Klasse
        in Form einer Kooperative
        - zu den Institutionen der Klasse

  • freier Ausdruck

  • tastendes Versuchen
        (experimentelles Lernen)

  • Selbsttätigkeit

  • Kooperation

  • Arbeitsmittel

  • 30 Invarianten

  • Selbsttätigkeit
    bei der Arbeit und beim Lernen


    "Eigeninitiative beim Lernen und kooperatives Arbeiten wird in der Freinet-Klasse durch einen Unterricht möglich, der von den Erfahrungen ausgeht, die die Kinder in die Klasse hineintragen und dort als Fragen, Versuche, Vorträge, als selbstverfasste und gedruckte Texte oder als Nachforschungen in Büchern und Informationsheften weiter bearbeiten. Direkte sinnliche Eindrücke aus dem Milieu, in dem die Kinder aufwachsen, sind Angelpunkt des Lernens. Lebendiges Lernen entspricht den natürlichen Entwicklungsbestrebungen des Kindes, das lieber selbst ausprobiert als passiv Wissen aus Büchern in sich aufzunehmen: [Laun, 1982, S. 52]

    "Wenn es Kinder gäbe, die ausschließlich in der Schule gelernt hätten - und nirgendwo sonst - würde man den totalen Mißerfolg dieser Lernform feststellen. Wir meinen, und die Erfahrung liefert uns in jedem Moment den Beweis, daß das Kind sich selbst erzieht - nicht durch von außen herangetragenen Unterricht, sondern durch experimentelles Versuchen (tâtonnement experimental) im Leben selbst.[Freinet/Robic, S. 87 - zitiert nach Laun, 1982, S. 52]"
    ...
    "Gehen Sie immer vom Interesse der Kinder und ihrem Leben in ihrer Umgebung aus; Sie nutzen so die Neugierde, den Wissensdurst, den Kreativitätsdrang, die der Ausgangspunkt unserer ganzen Pädagogik sind. Als Problem stellt sich dann nicht mehr, wie Sie die Kinder zum Arbeiten "motivieren" können, sondern wie Sie ihnen erlauben, sich fortzubilden und zu kultivieren.[Freinet/Robic, S. 81 - zitiert nach Laun, 1982, S. 54]" ... Alles, was sich der Kontrolle des traditionellen Lehrers entzog und wozu er unbewusst herausforderte (Abschreiben, Heuchelei, Petzen, selbständiges Leben der Schüler "gegen" den Lehrer), verschwindet allmählich. (...)

    Anstatt die Unruhe zu unterdrücken oder unterdrücken zu lassen, bemüht sich der Lehrer, in den Kindern mehr Begeisterung für die Arbeit zu wecken, mit dem Ziel, an die Stelle der spielerischen Aktivität die befreiende Arbeit treten zu lassen." [Giardin, Jean-Claude: Célestin Freinet - ein revolutionärer Pädagoge. In: André Gorz (Hrsg.) Schule und Fabrik, Berlin 1972, S. 135 - 155. Zitiert nach Laun, 1982, S. 53f]



    Der Unterschied liegt darin, daß in der traditionellen Schule die Kinder in einen "45-Minuten-Lerngleichschritt-Takt" eingezwängt sind und so immer das machen müssen, was der Lehrer, der Lehrplan - eben die Erwachsenen - vorschreiben. Der Stundenplan setzt noch einen drauf - er fügt dem "45-Minuten-Lerngleichschritt-Takt" noch ein "Lern-Zeit-Raster" hinzu.

    Das Lernen in der "Freinet-Klasse" geht von den Interessen, den Erfahrungen, dem Lebenszusammenhang, der Neugier des Kindes aus. Diese werden dann nicht etwa zu einem neuen Lehrplan für alle Kinder der Klasse verarbeitet, sondern bleiben individuelles Lernprojekt, persönlicher Lehrplan dieses Kindes. Durch die "Veröffentlichung" dieses individuellen Lernvorhabens in der Klassengemeinschaft kann dieses auch für andere Kinder interessant werden, sie können sich anschließen, das Lernvorhaben um eigene Ideen erweitern oder ihm auch eine andere Richtung geben. Auch die LehrerIn kann Ideen beisteuern. Es bleibt aber in der Hand des Kindes, wie es sein Lernvorhaben ausgestaltet.

    Es ist auch nicht die LehrerIn, die diesem Lernvorhaben der Kinder die "richtige" Richtung gibt, es in Bezug auf den traditionellen Lehrplan zurechtstutzt oder diese oder jene Lernziele einbaut damit das ganze pädagogisch-didaktisch Sinn macht. Die Klassengemeinschaft kann natürlich zu dem Lernvorhaben der einzelnen oder denen kleiner Gruppen (es kann natürlich auch ein Lernvorhaben der ganzen Klasse daraus werden) Fragen sammeln, die dann mitbearbeitet werden können - nicht müssen.

    Die Arbeitsergebnisse werden in die Dokumentation der Klasse aufgenommen und bilden mit der Zeit so das "Archiv" der Klasse, zusammengetragene Materialien und von den Kindern mitgebrachte Literatur (Atlanten, Nachschlagewerke, Fach-, Bilderbücher, ...) bilden die "Bibliothek der Klasse". [Vgl. Koitka, Christine: Freinet-Pädagogik, Berlin 1977, S. 13f]

    In den "Arbeitsateliers" stehen Werkzeuge, Bastelmaterialien und andere Dinge bereit, mit denen die Kinder "experimentieren, bauen, drucken, weben, gestalten ...", kurz ihre Arbeitsvorhaben realisieren und die Präsentation vorbereiten können. [Vgl. Laun 1982, S. 55f]

    Kinder lernen so, wie sie selbst von der Idee zur Fragestellung, zur Bearbeitung und auch zu einem Arbeitsergebnis, ohne das die "Erwachsenen" alles regeln, sämtliche Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, didaktisch aufbereiten und reduzieren.


    Ergänzungen

    'Selbsttätigkeit, selbständiges Lernen, selbst organisiertes Lernen - diese Begriffe werden heute im Zusammenhang mit Schule vor allem so gebraucht: Kinder sollen nach genauer Anleitung der LehrerIn experimentieren, sie sollen genau und nur das entdecken, was die LehrerIn möchte, dass sie entdecken. Sie sollen möglichst genau dem folgen, was die LehrerIn vorgibt.

    Matthias Riemer schreibt über den zentalen Leitgedanken der Freinet-Pädagogik: "Handeln für die Erfahrung, Handeln und Lernen durch die Erfahrung und Lernen mit der Erfahrung" (M. Riemer (2004): Konstruktivistische Aspekte einer biologiedidaktischen Neuorientierung - metatheoretische und empirische Analysen zur Freinet-Pädagogik, Baltmannsweiler, S, 32):
      Für Freinet ist die eigenständig, durch Handlung erworbene Erfahrung Grundlage jedweder Entscheidung eines Menschen. "Ein ... Mensch muss zunächst auf die Vielseitigkeit seiner persönlichen Reaktionen zurückgreifen, um die Schwierigkeiten zu besiegen, die er auf dem Lebensweg findet. Das von der Erfahrung anderer beherrschte Kind vernachlässigt seine eigenen Rückgriffe und erwartet zunächst von der äußeren Umgebung Hilfestellung und Lösung seiner Probleme." (Freinet - pädagogische Werke (2000), Bd. II, S. 133; zitiert nach Riemer (2004), S. 33)

      In der Lernschule beruht die Wissensvermittlung auf verbaler Belehrung, nicht auf der Erfahrung der Kinder mit ihrer Lebenswelt (Vgl. Riemer (2004), ebenda). Lernen ist nicht nur Sammeln von Erfahrungen, sondern auch "Anknüpfen an den Erfahrungshorizont der SchülerInnen." (Riemer (2004), ebenda). Entscheidend für das 'Gewicht', ist der "Vergleich mit einer früheren persölichen Erfahrung" (Freinet (2000), Bd. II, S. 131; zitiert nach Riemer (2004), S. 33). Ganz wichtig für die Einordnung und Verankerung einer neuen Erfahrung ist die Anknüpfung an vorhandenen Erfahrungen, die für jedes Kind anders sind.



    (Drucktext in Arbeit)

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