Freinet-Pädagogik
Stand 2021
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Schuldruckerei
"Mit Hilfe der Schuldruckerei können die Schüler nicht nur selbständig eigene, auf die milieu- und fachbedingten Gegebenheiten abgestimmte Lehrmaterialien herstellen, die Druckerei eignet sich auch vorzüblich für die Anfertigung von Linol- Holz- und Kordeldrucken und vielerlei Möglichkeit graphischer Gestaltung. Der Umgang mit Setzkasten und Druckerpresse erzieht zur Kooperation, Konzentration, Sauberkeit und Korrektheit, er steigert das Verantwortungsbewußtsein und verlangt immer eine bis ins Detail gehende Planung, Vorbereitung und Durchführung der Arbeit. Damit fördert die Druckerei wie kein anderes Arbeitsmittel beim Schüler die Einübung von Fertigkeiten und Grundhaltungen, nicht nur im praktischen, sondern auch im geisitgen Tun, die er zur Lebensbewältigung heute dringend braucht."
[Jörg, Hans: die Schuldruckerei; in: E. Freinet: Erziehen ohne Zwang, München 1985, Anhang, S. 186]
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Mit der Schuldruckerei hat Freinet ab Oktober 1924 experimentiert. Sie wird sein "Markenzeichen". Ihre Bedienung erzwingt die Zusammenarbeit der SchülerInnen, verlangsamt den Schreibprozeß durch das Zusammensetzen der Worte aus einzelnen Lettern, fördert die geistige Beweglichkeit - es muß ja spiegelverkehrt gesetzt werden - und fordert zur Genauigkeit und richtigen Schreibweise heraus. Wer will schon einen fehlerhaften Text, einen Fehldruck, veröffentlichen?
Herbert Hagstedt (Uni Kassel) ist der Geschichte der Schuldruckerei nachgegangen und hat eine kleine Chronik zusammengestellt. Aus ihr geht hervor, dass die Schuldruckerei auf Paul Robin (um 1881) zurückgeht. Ovide Decroly hat sie eingesetzt: Im November 1908 geben Kinder seiner Schule Uccle bei Brüssel ihre eigene Zeitung "Schulecho" heraus. 1910 wird in Leipzig eine Druckpresse vom Schulausschuss genehmigt. ... Erst 1924 findet C. Freinet Druckpresse und Setzkasten bei einem Handwerker und experimentiert damit an der Schule, an der er unterrichtet, in Bar-sur-Loup. 1925/26 erscheinen erste Artikel. Und 1928 stellt Freinet auf einer internationalen pädagogischen Kongress in Leipzig seine Druckereimaterialien aus. Hagstedt berichtet, dass das Thema Schuldruck auf dem Kongress gar nicht vorkam. [Vgl.: Hagstedt, Herbert (2000): Die Schuldruckerei - von den Anfängen bis heute, in: aks-Informationen Nr. 12, wieder in (ders. (2001), in: Schriftenreihe zur Freinet-Pädagogik, Reihe Werkstattberichte Heft 5, Kassel]. Freinet hielt einen Vortrag über Disziplin.
Natürlich tobt der Streit, ob nicht der PC die Druckerei ersetzen kann. die Frage läßt sich - aus der Sicht der Freinet-Pädagogik - relativ einfach beantworten: wirtschaftlich ja - pädagogisch und erzieherisch nein. Damit soll nicht gesagt werden, daß die Druckerei unverzichtbar ist - aber es ist bisher noch kein gleichwertiger Ersatz in Sicht.
Kommentare:
Unabhängig von der Freinet-Pädagogik gibt es einen interessanten Blog von Martin Z. Schröder, Drucker in Berlin, der nicht nur über seine Arbeit berichtet, sondern auch über die Faszination, die die Druckerei für Kinder hat.
Hier der Link zum Druck-Blog: Freinet
Hier der Link zum Druck-Blog: Kinder
Literaturangaben zu: Schuldruckerei
Sie haben das Wort:
Wenn Sie Fragen haben, sich der Diskussion zur Schuldruckerei beteiligen oder ein Statement abgeben wollen, können sie das im Forum Freinet tun oder auch in Freinet-Online einen Beitrag schreiben.
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