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Thema: „Der Klassenrat – oder: Wie Demokratie in der Schule erfahrbar gemacht werden kann, indem demokratische Handlungsweisen sowie Schlüsselqualifikationen trainiert werden, die eine friedliche Konfliktlösung und eine aktive Mitgestaltung des Schullebens durch die Schüler unterstützen.“
Inhaltsverzeichnis
A Einleitung 4
B I. Demokratie – eine Definition ... 6
II. Demokratie und Schule ... 7
1. Schule als demokratische Institution? ... 7
2. Demokratie als Bildungsziel ... 10
III. Ideengeschichtliche Entwicklung und theoretische Modelle der Demokratieerziehung sowie deren praktische Umsetzung ... 14
1. Ideengeschichte und theoretische Modelle ... 14
1.1. Die reformpädagogische Bewegung ... 14
1.2. Die konstruktivistische Pädagogik ... 15
1.3. John Dewey - Erziehung und Demokratie ... 17
1.4. Celestine Freinet - Demokratie in der Schule ... 20
2. Praktische Umsetzung der Theorie ... 22
2.1. „Herkömmliche“ Partizipationsformen ... 22
2.2. „Aktuelle“ Partizipationsformen ... 24
IV. Der Klassenrat – Theorie ... 28
1. Der Klassenrat und seine Konzeptionen ... 28
1.1. Die Klassenversammlung nach Freinet ... 28
1.2. Der Klassenrat - ein individualpsychologischer Ansatz ... 30
2. Skizzierung eines möglichen Ablaufs ... 33
V. Der Klassenrat – Praxis ... 36
1. Die Adalbert-Stifter-Grundschule in Würzburg (ASV) ... 36
1.1. Administrativ-soziographische Gegebenheiten ... 36
1.2. Schulspezifische Aspekte der ASV Friedrichstraße ... 37
1.2.1. Räumliche Gegebenheiten ... 38
1.2.2. Organisation des Schullebens ... 39
1.2.3. Die Klasse 3a ... 40
2. Der Klassenrat in der Klasse 3a ... 42
2.1. Warum Klassenrat in der 3a? ... 42
2.2. Anbahnung und Entwicklung des Klassenrates in der 3a ... 43
2.3. Dokumentation einer Klassenratssequenz ... 46
2.3.1. Sitzung vom 03.06.2005 ... 47
2.3.2. Sitzung vom 10.06.2005 ... 55
2.3.3. Sitzung vom 17.06.2005 ... 59
2.3.4. Sitzung vom 24.06.2005 ... 64
3. Bewertung des Klassenrates ... 65
3.1. Positive Aspekte ... 65
3.2. Probleme, Grenzen, Schwierigkeiten ... 69
3.3. Ausblick für die Klasse 3a ... 71
3.4. Wie bewertet die Klasse 3a selbst den Klassenrat? ... 72
C Schlusswort ... 75
Quellenverzeichnis ... 76
Anhang ... 81
Einleitung
Mehr Demokratie! Mehr Mitbestimmung! Mehr Selbstverantwortung!
Heute gibt es kaum einen Bereich, in dem solche Forderungen nicht gestellt werden. Seien es die Arbeiter in Betrieben, die Beamten oder die Angestellten des öffentlichen Dienstes, die Studenten an den Universitäten und Hochschulen oder gar die Bundeswehr und die Kirchen, - zwei Institutionen, bei denen lange Zeit überhaupt nicht an Demokratisierung zu denken war -, überall dort wird mittlerweile verstärkt demokratische Mitbestimmung und aktive Teilhabe gefordert, teilweise auch schon praktiziert. Daher war es nur eine logische Folge, dass sich diese Entwicklung auch in einer der wichtigsten Institutionen unserer Gesellschaft zeigen musste: in der Schule.
In den meisten Verfassungen der Bundesländer ist den Schulen neben der Vermittlung von Bildung und fachlichem Wissen vorgeschrieben, „die Schüler im Geiste der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit zu erziehen und sie zu politisch bewussten und mündigen Staatsbürgern heranzubilden.“1
Mehr und mehr setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass unsere Schulen in ihren bislang eher autoritären Ausgestaltungen wohl kaum geeignet sind, derartige Ziele zu verwirklichen. Die Erziehung der Kinder und Jugendlichen kann nicht in einem System stattfinden, das nach dem Über- und Unterordnungsverhältnis aufgebaut ist. Denn dann kann man nicht erwarten, einen in demokratischen Denkweisen geschulten Staatsbürger vor sich zu haben, der zudem noch von der Idee der Demokratie überzeugt ist und diese auch lebt. Daher gilt es, die Grundlagen der Demokratie nicht nur theoretisch im Unterricht zu vermitteln, sondern dem Lernenden diese Idee praktisch, nämlich in der Schule, nahe zu bringen.2
Aber ist die Schule dazu in der Lage?
Lässt die Institution Schule Demokratie zu?
Inwieweit ist die Institution Schule an sich demokratisch organisiert?
Welche Möglichkeit der Mitgestaltung, der Partizipation haben Schüler?
Wie kann Demokratielernen in der Schule aussehen?
Ziel dieser Arbeit ist es, Antworten auf diese Fragen zu suchen und sowohl theoretische Grundlagen als auch Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung der anfänglich formulierten Forderungen aufzuzeigen.
Im Vorfeld dazu wird in Kapitel I Demokratie als Gesellschaftsform definiert.
In Kapitel II beschäftige ich mich mit der Frage, ob oder inwieweit Schule und Demokratie unter einen Hut zu bringen sind. Dabei soll auch anhand einer historischen Betrachtung der Schulpolitik erörtert werden, ob die Schule selbst als Institution Demokratie zulässt oder gar demokratische Züge aufweist und es soll ein Blick auf das schulische Bildungs- und Erziehungsziel Demokratie geworfen werden.
Darauf aufbauend werde ich in Kapitel III verschiedene theoretische Konzepte der Erziehung zur Demokratie vorstellen und sowohl auf „herkömmliche“ als auch auf „aktuelle“ Formen demokratischer Partizipation von Kindern in der Schule eingehen.
Abschließend stelle ich in Kapitel IV den Klassenrat als eine Form demokratischer Partizipation an einer Schule konkreter vor. Zuerst gehe ich dabei auf die Theorie und die Grundlagen eines Klassenrates ein, bevor in Kapitel V eine Dokumentation und Analyse der praktischen Durchführung eines Klassenrates in der Klasse 3a der Adalbert-Stifter-Grundschule in Würzburg sowie eine kritische Bewertung des Klassenrates durch mich und durch die Schüler selbst die Arbeit beenden.
I. Demokratie – Eine Definition
Die Demokratie (griechisch ??????????, von ?????, démos – Volk und ??????, kratía – Macht, Herrschaft, Kraft, Stärke) „bezeichnete zunächst die direkte Volksherrschaft. Heute wird Demokratie zumeist als allgemeiner Sammelbegriff für Regierungsformen gebraucht, deren Herrschaftsgrundlage aus dem Volk abgeleitet wird.“3 Grundlegend ist jede Demokratie durch die Einhaltung mehrer demokratischer Prinzipien gekennzeichnet.
Ein demokratisches Prinzip ist die Volkssouveränität. Sie verlangt, dass alle staatliche Macht durchs Volk legitimiert ist.
Weiterhin gehört der Glaube ans Mehrheitsprinzip zum demokratischen Konsens. Durch Abstimmungen und Wahlen wird dem Willen der Mehrheit entsprochen, um für möglichst viele einen zufriedenstellenden Gesellschaftszustand herzustellen.
Auf dem Mehrheitsprinzip basiert das Repräsentativsystem, durch welches nicht jeder Staatsbürger unmittelbar für seine Interessen einsteht, sondern Repräsentanten wählt, die ihn für seine Interessen im politischen Meinungsbildungsprozess vertreten.
Das Gleichheitsprinzip beinhaltet die Verpflichtung, dass alle Menschen ungeachtet ihrer individuellen und sozialen Unterschiede gleich behandelt werden.
Besonders wichtig im Bezug auf die Verlässlichkeit demokratischer Entscheidungen ist das Prinzip der streitbaren Demokratie. Damit soll gesagt werden, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung geschützt wird, und nicht auf legalem Weg oder mit Hilfe legaler Mittel aufgehoben werden kann. Inhalte und deren Umsetzung sind jedoch streitbar und veränderbar.4
Demokratie ist nicht starr, sondern von der Partizipation ihrer Teilnehmer abhängig, der Bereitschaft des Volkes also, an der Politik teilzuhaben. Um zu garantieren, dass das Volk nicht der Willkür seiner Repräsentanten ausgeliefert ist, bedarf es der Kritikfähigkeit der Repräsentanten und der Überprüfung und Aufmerksamkeit des Volkes bezüglich der Ergebnisse von Politik.5 Problematisch ist es daher, wenn sich das Volk auf seinen Repräsentanten ausruht und demokratische Werte und Entscheidungen nicht mehr reflektiert oder mitformt. Diese Entwicklung würde weniger Bereitschaft zur politischen Partizipation und die Negierung von Einflussmöglichkeiten mit sich bringen. Es würde eine Partizipationsmüdigkeit entstehen.6
Aus diesen Erkenntnissen lässt sich ableiten, dass schon von früher Kindheit an das Bedürfnis und Interesse, am gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess teilzuhaben und ihn aktiv mitzugestalten geweckt werden muss, um keine Partizipationsmüdigkeit zu erlernen. Denn ist erst einmal das Denken entstanden, dass die eigenen Möglichkeiten auf die Gesellschaft Einfluss zu nehmen gering sind, kann man dies nur schwer wieder umkehren. Die Zukunft von Demokratie baut nämlich gerade auf aktiver Teilhabe und kritischer Partizipation auf. Hier setzt auch der demokratische Lernprozess in der Schule an.7
[...]
1 Meyer, 1973, S. 7
2 vgl. Meyer, 1973, S. 7 f.
3 http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratie (14.07.2005)
4 vgl. Düsterhöft, S. 6 f. IN: http://www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/didaktik/download/kinderparlament.pdf (25.07.2005)
5 vgl. Düsterhöft, S. 6 f. IN: http://www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/didaktik/download/kinderparlament.pdf (25.07.2005)
6 ebd. S. 7
7 ebd.
Schlagworte:
Hauptseminararbeit, hausarbeiten.de, lit_2005-mono
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Notiz:
Note sehr gut, Preis 59,90 €
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